Einmal Lissabon und zurück

Nach 6.531km sind wir wieder zu Hause angekommen. Die Tour 2015 – einmal Lissabon und zurück – war wie immer anstrengend, aber total lecker! Geplant waren ca. 1.000km weniger, aber wie das eben so ist mit den Leckereien: Wenn die erst vor einem stehen dann kann man so schlecht davon lassen.

Steppo_Hornet_2015

Fazit: Keine technischen Probleme, 2 Satz Reifen verschlissen, zwei liebestolle Vögel mit der Hornet ermordet und fast 2kg an Gewicht zugelegt. Mit 17 Fahrtagen haben wir bei den 6.530km einen doch recht hohen Schnitt von 382km pro Tag gefahren. Das ist teilweise schon grenzwertig, aber noch durchaus machbar – insbesondere da wir bei sommerlichen Temperaturen kein Heißluftgebläse der Marke XB12X dabei hatten.

Andorra war der Startpunkt unserer kleinen Moppedwanderung und die Anreise erfolgte per Flugzeug / Mietwagen und die Moppeds wurden freundlicher von privat auf dem Hänger nach Andorra gekarrt. Danach ging es dann in den Norden Spaniens über Bilbao, Gijon, Santiago de Compostela nach Portugal und von da aus irgendwie wieder zurück nach Bielefeld. Obwohl wir im Juni unterwegs waren, hatten wir in den drei Wochen bestes Wetter! Es fing zwar in Spanien recht frisch an, aber ab Santiago waren wir nur noch unter der brennenden Sonne Europas unterwegs.

Nordspanien:

Die Strassen in Spanien sind für mich ein Traum. Egal ob wir auf roten, gelben, weißen oder grauen Strassen unterwegs waren – zumindest sind das die Farben auf meiner Strassenkarte – die Wege führen einen fast immer mit einem guten Asphalt, kurvenreich ohne Ende Ziel. Verkehr? Fehlanzeige!

In den Picos de Europa geht es verdammt grün die Hügel hoch und wieder runter. Die Kurven und Spitzkehren sind denen in den Alpen vergleichbar und da fehlt aber auch gar nix was den Fahrspaß trüben könnte. Wenn man im Tal und in den Schluchten unterwegs ist, dann werden die Strecken zu lustigen Hochgeschwindigkeitsachterbahnen. Warum der Norden Spaniens in den Reiseführern so wenig Beachtung findet ist mir echt schleierhaft. Die einzige Erklärung ist für mich die etwas zu große Distanz zu Deutschland.

Wer dem Jakobsweg nach Santiago folgt, sollte aber darauf achten die vielen Pilger nicht umzumöllern – die Caminho de Santiago kreuzen die Landstrassen unzählige male. Immer akurat ausgeschildert und die Food-Trucks am Strassenrand und in den Bergen sorgen dafür, dass die Pseudopilger auch sicher den Tag überstehen.

FoodTruck

 Portugal:

Erster Eindruck beim überqueren der Grenze: Oh, Rumpelstrassen – und Geld verlangen die auch noch dafür. Ausserdem: Zivilisation! Soll heißen: Verkehr – und das nicht so knapp. Ortschaft an Ortsschaft oft ohne vernünftige Beschilderung. Wenn denn mal eine Ortschaft auf einem Schild erscheint, dann steht man auch schon fast mittendrin – daher sind Entfernungsangaben im Westen Portugals auch total  sinnlos.

Selten findet man hier gute Strassen die sich mit unseren Maschinen flüssig fahren lassen und noch seltener Strecken die zwischen den Ortschaften lang genug sind um Fahrspaß aufkommen zu lassen. Allerdings ist die Fahrt an der Atlantikküste bei Temperaturen >30°C eine echte Wohltat – hier sind zwar relativ viele Gerade Stücke zu überbrücken, dafür rentiert der Blick und die frische Brise vom Meer macht die Fahrt erträglich.

Ganz anders ist die Situation auf dem Rückweg – von Coimbra fahren wir in den Naturpark Serra da Estrela. Hier geht es auf den Torre hoch, der mit 1993 Metern höchste Berg von Portugal. Die Anfahrt von Coimbra ist mit deutlich weniger Ortschaften gesegnet, die Strassem im und um den Naturpark in einem extrem guten Zustand. Man kann hier schon mal zwei Tage zum fahren einplanen, dann hat man aber so ziemlich alle Strassen durch. Die Aussicht ist beeindruckend und in den Bergen sieht es ein wenig danach aus, als hätten Riesen Ihre Steinmurmeln liegen lassen. Nur müssen die Portugiesen noch lernen auf den Pässen / Gipfeln ein paar Schilder aufzustellen – in Spanien / Frankreich weiß man immer auf welchem Col/Pico/Ballon man sich gerade befindet – in Portugal hat man immer nur die Höhenangabe stehen.

In Portugal kann man seine Reisekasse schonen. Es gibt hier Hotels mit ansprechbaren Zimmern für einen schmalen Kurs und verhungern muß man hier auch nicht. Wer sich für alte Städte interessiert, der kann sich Guimaraes (Partnerstadt von Kaiserslautern), Coimbra (älteste Universität in Portugal) oder eben Lissabon ansehen.

Portugal, Lissabon:

Wer sich letzteres mit dem Mopped antut, dem würde ich empfehlen in einem der Vororte das Lager aufzuschlagen und mit dem Zug nach Lissabon einzufahren. Wir hatten in Estoril unser Hotel – der Verkehr ist hier noch erträglich und die Zugfahrt ist dann total stressbefreit.

Lissabon ist ein wenig am Hang gebaut und besteht hauptsächlich aus: Treppen!

Treppen in Lissabon

Wer einmal zur Festung hochmarschiert (quasi Sparrenburg von Lissabon) stellt fest, dass hier alles verdammt steil ist und Eintritt kostet. Und wer dann auf dem Weg nach unten die Augen aufmacht, wird sehen das an allen Ecken und Enden Fahrstühle vorhanden sind. Ich wette die Treppen wurden extra für die Touristen in den Fels gehauen!

Wer jemals einen Reiseführer mitnehmen sollte, in dem steht: „Nehmt die Linie 28, die fährt alle  wichtigen Punkte an und man kann die typischen Strassenbahnen in Lissabon erleben“ dem sage ich: VERGESST ES! KAUFT EUCH IN TICKET FÜR DIE TOURISTENBUSSE – die sind nicht überfüllt, es gibt Erklärungen zu den typischen Gebäuden in Lissabon und es ist ein Hop-on Hop-off Ticket. Die Linie 28 ist nett anzusehen, auch nett einmal damit zu fahren und gehört zum Stadtbild von Lissabon. Aber das war es auch.

Linie 23

Eins wird Euch als Moppedfahrer in Lissabon jedenfalls gehören: Das ist eine gehörige portion RESPEKT und Anerkennung. Hupende Mopeedfahrer mit Daumen hoch – das hier nicht applaudiert wird wenn ein Mopped mit Gepäck und deutschem Kennzeichen langfährt ist gerade alles.

Frankreich:

Die Strassen in Frankreich sind allesamt gut – allerdings hat uns das Zentralmassiv ein wenig enttäuscht. Wir sind über Puy Mary gefahren, den zweithöchsten Gipfel im Zentralmassiv. Alles ist hier extrem grün – ähnlich wie im Norden Spaniens, jedoch sind die Strassen zu kleinteilig, als das wir mit den Moppeds in dieser Gegend wirklich Spaß haben könnten. Da sind die Vogesen doch ein ganz anderes Kaliber was den Fahrspaß angeht. In den Vogesen würde ich durchaus mal eine Woche verbringen wollen.

Sonstiges:

Essen wie Gott in Frankreich – ist sicher Geschmacksache. Meiner ist es nicht – aber immerhin haben die Franzosen die Ruhe beim Essen. Das beste Essen dieser Tour gab es nicht in Frankreich, Spanien oder Portugal – nein, das beste Menu hatten wir in der Pfalz in der Wartenberger Mühle! Zugegeben, wir haben dort auch mit Abstand die höchste Rechnung dafür gehabt – aber jeder einzelne Taler hat sich gelohnt.

No Tree to Pee!“ – nehmt einen Zirkel und schlagt einen Radius von 100km um die spanische Stadt Salamanca. Da ist aber auch so rein gar nix. Da steht noch nicht mal ein Bäumchen hinter dem man sich verstecken könnte. Daher gilt hier: Augen zu und schnell durch – zumindest für Moppedfahrer. Da kann man auch schon mal eine Tagestour von 500km locker fahren – ganz ohne Autobahn und ohne Verkehr auf der Landstrasse

Hotels: Wir buchen immer gerne am Abend vorher über die einschlägigen Portale. In Frankreich findet man die besseren Hotels über Logis de France. Einziges Manko: Es gibt leider immer noch keine App für IPad, oder Android. Sonst hat Silke in diesem Jahr echte kleine Schätzchen gefunden. DAS Highlight war die Real Fuerte de la Concepción – eine zum Hotel umgebaute Festung an der Grenze Portugal / Spanien. Ausserdem waren fast alle Hotels in Spanien / Portugal zum kleinen Kurs zu haben.

Sonst war für mich in Frankreich die Auberge de Larressingle ein kleiner Geheimtipp – große Zimmer, gutes Essen in einem kleinen 200 Seelen Dorf zu finden. Aber Aufgrund des guten Restaurants bestand ja auch keine Notwendigkeit sich was anderes zu suchen.

Nur einmal haben wir mit dem Hotel Cadosa daneben gegriffen. Hier herrscht Fernfahrerstyle – ich möchte mir nicht ausmalen, was das Romantikpaket ist, welches am Wochenende gebucht werden kann.

Autobahnen in Portugal – wenn Ihr auch nur in der Nähe von Autobahnen fahrt, kauft Euch vorher ein Ticket dafür. Wir sind dreimal auf die Autobahn aufgefahren ohne es zu wollen. Laut Reiseführer kann man das 3-5 Tage später auf dem Postamt bezahlen. Das funktioniert aber nicht mehr. Jetzt bin ich mal gespannt auf das Inkassounternehmen welches die 7,50€ eintreiben will.

Fazit:

Würde ich diese Tour nochmal machen? So jedenfalls nicht nochmal!

Lissabon war ein tolles Ziel und die Begeisterung die einem entgegenschlägt ist schon toll. Die Strassen dahin und der Verkehr taugen so nicht. Nordspanien immer wieder gerne, Zentralspanien kann man getrost zum Moppedfahren vergessen.

Anstrengend war die Tour, schön auch und wir haben verdammt viel gesehen. Wenn ich aber das Fahren in den Vordergrund stellen würde, dann würde ich eine Tour Planen die um die Picos de Europa geht und dann wieder zurück nach Deutschland.

Portugal für Städtereise absolut geeignet – aber zum flüssigen Moppedfahren hat da leider ein klein wenig gefehlt. Trotzdem – 3 Wochen bei bestem Wetter, viele schöne Strassen haben wir gesehen, jeden Abend ausreichend Wein – Herz was willst Du mehr 🙂

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